Besuch einer Stierfarm bei Ronda

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Obwohl ich ein Gegner von blutigen Stierkämpfen bin, bin ich der Einladung gefolgt, eine typische Zuchtfarm von Kampfstieren zu besichtigen. Meine Erfahrungen und Einsichten möchte ich Euch hier nicht vorenthalten.

Toro Bravo
Toros Bravos, junge Kampfstiere

Finca Reservatauro

Ziel unseres Ausfluges war die Finca Reservatauro bei Ronda, auf der die Aufzucht von Kampfstieren und Pferden (reinrassige Andalusier) betrieben wird. Die reinrassigen Andalusier heißen heute übrigens Pura Raza Española.

Im Besucherzentrum angekommen werden wir von unserer charmanten Begleitung Gloria, die perfekt Deutsch spricht, empfangen. Nach kurzen einführenden Worten geht es auch schon mit dem staubigen Landrover auf Erkundungstour. Die Finca besteht aus vielen Weiden, die durch Zäune in unterschiedlich große Gehege aufgeteilt sind. Fast alle Weiden sind mit Korkeichen besetzt.

Andalusier
Reinrassige Andalusier, Pura Raza Española

Artgerechte Tierhaltung

Sowohl Stiere als auch Pferde verbringen ihr gesamte Zeit in Freiheit auf diesen Weiden. Sie werden auf der Weide gezeugt und geboren, aber die wenigsten sterben auch hier, aber dazu kommen wir noch.

Die Bestimmungen der artgerechten Haltung schreiben 1 ha Land pro Tier vor. Die Finca ist entsprechend weitläufig angelegt. Neben den Eicheln der Korkeichen bekommen die Tiere nur natürliches Futter, welches auf der Finca angebaut wird. Keine Wachstumshormone und keine Antibiotika. Man könnte sagen, reines Bio-Fleisch.

Die Aufzucht der Kampfstiere

Die wenigsten Stieren haben die (zweifelhafte) Ehre, in der Arena zu sterben. Hierfür kommen nur die wildesten Exemplare in Frage. Die Auswahl findet hier schon bei den zwei Jahre alten weiblichen Tieren statt, die in der Test-Arena auf ihre Wildheit getestet werden. Nur ausgewählte, besonders wilde Tiere werden für die Aufzucht genommen. Sie kommen auf die Weide der Zuchtkühe, auf der manche bis zu 20 Jahre und älter werden. Während sechs Monaten zwischen Weihnachten und Sommer kommen Sie mit dem Zuchtbullen zusammen. Der arme Kerl hat viel zu tun und verliert in dieser Zeit an die 100 Kilo an Körpergewicht.

Stierzucht
Der Zuchtbulle mit seinem Harem

Pferde und Ochsen

Wie schon erwähnt, werden auf Reservatauro auch reinrassige Andalusier gezüchtet. Aktuell leben dreizehn Pferde auf der Finca. Die Andalusier sind eine sehr alte und reine Rasse. Sie gelten als sehr noble und elegante Pferde. Aufgrund ihres sanftmütigen Charakters und Ihrer schnellen Auffassungsgabe ist diese Rasse ideal geeignet für Ausritte und für die Dressur. Auch werden Sie im Stierkampf eingesetzt. Die Pferdezucht ist ein lohnendes Nebengeschäft für den Betreiber.

Desweiteren finden wir hier auch gezähmte und dressierte Ochsen. Diese werden benötigt, um die wilden Tiere zu führen, z.B. wenn sie in das Behandlungsgebiet, einem engen Flur, getrieben werden, um tierärztlich untersucht oder geimpft zu werden.

Ochse
Halbzahmer Ochse, auch ihm sollte man nicht zu nahe kommen

Das touristische Angebot

Wenn Ihr einmal einen Kampfstier aus nächste Nähe beobachten oder fotografieren wollt oder einfach mehr über das Thema erfahren möchtet, empfehle ich Euch den Besuch der Finca Reservatauro (Webseite). Täglich von 10:00 – 19:00 Uhr werden hier Führungen in mehreren Sprachen angeboten. Ihr seht die Weiden mit den Korkeichen, die Stiere und die Pferde, die Testarena und die Trainingsarena, in der der Torero täglich trainiert. Der Besitzer der Finca, Rafael Tejeda, ist selbst aktiver Stierkämpfer.

Mein Fazit

Auch nach dem Besuch der Finca bin ich weiterhin gegen die blutigen Stierkämpfe. Aber mich hat die artgerechte Haltung dieser Tiere beeindruckt. Als nicht-Vegetarier weiß ich, dass ich mit meinem Konsumverhalten eine Industrie unterstütze, die eine alles andere als artgerechte Tierzucht betreibt (Biofleisch aus artgerechter Haltung gibt es so gut wie gar nicht in Andalusien). Und wenn auch so mancher Stier vor seinem Tode in der Arena unnötig gequält wird, so hat er doch wenigstens sein gesamtes Leben in (fast) freier Wildbahn verbracht. Das selbe gilt für seine Artgenossen und -genossinen, die beim Metzger enden.

Und der Tierzucht sei Dank, ob Stier- oder Schweinezucht, dass es noch so viele Korkeichenwälder in Andalusien gibt. Koreichenwälder, Stier- und Schweinezucht bilden eine enge Symbiose in Andalusien. Und auch bei den Pata Negra Schweinen, die den kostbaren Schinken liefern gilt, ein ha Land pro Tier für die Aufzucht.

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