Zur Vorbereitung einer anstehenden ganztägigen Exkursion durch das vielfältige Hinterland Málagas brach ich kürzlich nach Antequera auf, dem Herzen Andalusiens, im geographischen – und weiteren – Sinne. Doch der Reihe nach.
Lage! Lage! Lage! Ebenjene, seine Lage, spielte für diesen Ort schon immer die zentrale Rolle, und zwar bereits bevor die Römer sich in Anticaria strategisch günstig nieder- und ihre zahlreichen Spuren hinterließen. Denn bis weit vor die Römerzeit, bis ins dritte vorchristliche Jahrtausend, reichen die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung zurück. Und was für welche.
Ich meine die Dólmenes de Antequera, steinzeitliche Grabanlagen (wegen ihrer hühnenhaften Dimensionen gerne Hühnengräber genannt), die sich hier von Ferne jedoch eher bedeckt halten – und zwar buchstäblich. Schließlich sind die gigantischen Felskonstruktionen der Grabanlagen von ihren zugehörigen und eigens dafür von Menschenhand angelegten sanften Erdhügeln bedeckt (und haben somit auf den ersten Blick wenig hühnenhaftes).
Die insgesamt drei voneinander getrennten monumentalen Grabanlagen liegen am nördlichen Ortsrand Antequeras (dort, wo die Stadt in die gleichnamige Ebene, die Vega de Antequera, übergeht), zwei von ihnen dicht beieinander (Dolmen de Menga und Dolmen de Viera) und beim dafür im Jahre 2007 eingerichteten Besucherzentrum, die dritte (Tholos de El Romeral) etwas abseits, doch ebenfalls für Besucher zugänglich. Der recht idyllisch wirkende und ganz bewusst so von mir eingefangene Fotoeindruck täuscht etwas. Denn die hier unmittelbar am Stadtrand beginnende fruchtbare Ebene trägt nicht mehr nur die Früchte traditioneller Agrargebiete, sondern in zunehmendem Maße solche moderner Gewerbegebiete (zu beidem später mehr), so dass die ganze Szenerie bisweilen etwas im Wortsinne anachronistisches hat.
Trotz ihrer Dimensionen in Zeit und Raum, d.h. ihres Alters von tausenden von Jahren sowie der Ausmaße und schieren Masse einzelner Megalithen von bis zu 180 t (!), mögen die Anlagen möglicherweise wenig spektakulär erscheinen. Oder, um ein berühmtes Heine-Bonmot zu entwenden: Große, kleine – viele Steine – Aussicht keine. (Heine notierte 1824 nach einer nebeligen Besteigung des Brockens im Harz in das Gipfelbuch: Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine.)
Doch sind es sowohl die Dimensionen und Konstruktionsmerkmale dieser Grabanlagen, die sie unter vergleichbaren steinzeitlichen Bauwerken und Kultstätten in ganz Europa hervorheben, als auch ihre besondere ‚Aussicht‘ bzw. Orientierung, die einzigartig sind, und nicht zuletzt die UNESCO im Jahr 2016 dazu veranlassten, sie in die Liste des Kulturerbes der Menschheit aufzunehmen. Denn diese speziellen Grabanlagen orientieren sich – anders als andere vergleichbare – an einer irdischen Landmarke, wenn auch nicht an irgendeiner, sondern an einer recht besonderen und weithin sichtbaren Laune der Natur in Form eines freistehenden pittoresken Felsens in unmittelbarer Nähe: La Cara del Indio (das Antlitz des Indianers) bzw. El Indio de Antequera (der Indianer von Antequera) – oder auch La Peña de los Enamorados (der Felsen der Liebenden).
Die erste Bezeichnung erschließt sich bei passender Perspektive und Sonneneinstrahlung unmittelbar, da dann dieser Felsen die Kontur eines friedlich liegenden gigantischen Indianergesichtes annimmt. Die zweite ist weniger augenfällig, und entspringt einer Art andalusischen Romeo&Julia-Legende, einer ebenso unmöglichen wie tragischen Liebe (hier zwischen einer musulmanischen Prinzessin und einem christlichen Jüngling), die sich auf der Flucht mit einem gemeinsamen Sprung von ebendiesem Felsen ins Nichts und in den Tod ihren Häschern und ihrer Unmöglichkeit entzog – und sich damit für die Nachwelt legendär verewigte und am Leben hielt.
Dieses Naturmonument ist ebenso wie das des nahegelegenen Naturparks El Torcal de Antequera (siehe Blogbeitrag, und Ausflugsprogramm) gemeinsam mit den Dólmenes 2016 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden, so dass es in und um Antequera aktuell insgesamt fünf Weltkulturerbestätten gibt, drei Kultur- und zwei Naturdenkmäler.
Womit wir wiederum bei der besonderen Lage Antequeras sind. Denn Antequera liegt unmittelbar am Nordrand des gleichnamigen bogenförmigen Kalksteinmassivs, La Cordillera Antequerana bzw. El Arco Calizo Central Malagueño, das sich im Norden der Provinz Málaga auf einer Länge von ca. 50 km von Osten nach Westen erstreckt. Diese Gebirgsformation hält neben dem Torcal de Antequera noch zwei weitere geologische Attraktionen bereit: an ihrem östlichen Ende die Quelle des Flusses Guadalhorce Los Cien Caños, und an ihrem westlichen Ende die durch den Guadalhorce geschaffene spektakuläre Schlucht El Desfiladero de los Gaitanes mit dem Caminito del Rey (siehe Blogbeitrag, und Ausflugsprogramm).
Dieser Gebirgszug bildet eine natürliche Barriere und trennt geographisch und klimatisch die Küstenregionen der Provinz Málaga im Süden von der Hochebene Antequeras im Norden. Der wichtigste Pass, El Puerto de las Pedrizas, liegt nahe Antequera, so dass diese Gegend gleichsam das zentrale Hauptnadelöhr zwischen dem Norden und Süden, dem Landesinnern und der Küste Andalusiens bildet. Ein anderer und vor allem historisch bedeutsamer Pass, El Puerto de los Alazores, verbindet nahe der Cien Caños die Provinzen Málaga und Granada miteinander. Am südlichen Abschnitt dieses Passes warten zwei weitere Sehenswürdigkeiten: das einzigartige und pittoreske Hochtal rund um die Bergdörfer Alfarnate und Alfarnatejo, und die Venta de Alfarnate, die älteste noch existierende Venta (Raststätte) ganz Andalusiens.
Entlang des Nordrandes dieser Barriere, und somit durch die Hochebene Antequeras selbst, fließt der Guadalhorce (bis er abrupt beim Desfiladero de los Gaitanes gen Süden abbiegt, um schließlich bei Málaga ins Mittelmeer zu münden). Das Gebiet rund um Antequera wird entsprechend durch diesen Fluss bewässert und ist daher außerordentlich fruchtbar und seit Menschengedenken Siedlungsgebiet. Der Guadalhorce ist auch die einzige natürliche Entwässerung der Hochebene, so dass sich hier Binnengewässer in Form von Lagunen bilden können. Die größte liegt rund 25 km von Antequera entfernt und ist eine weitere Attraktion dieser Region, die Laguna de Fuente de Piedra mit ihren Flamingos.
Die Hochebene Antequeras erstreckt sich rund 60 km nach Norden bis zur Gebirgsformation Cordillera Subbética im Süden der Provinzen Sevilla und Córdoba. Dort, in den Sierras Subbéticas Cordobesas, befinden sich nicht nur der gleichnamige sehenswerte Naturpark und (bei Iznájar) der größte Stausee Andalusiens, sondern auch sehenswerte Orte wie Baena, Zuheros, Cabra und Priego de Córdoba (siehe Blogbeitrag). Und dort, im Süden der Provinz Córdoba, befindet sich dann auch das tatsächliche Zentrum bzw. Herz Andalusiens – zumindest im streng geographischen Sinne.
Weniger streng geographisch gesehen gilt jedoch Antequera zurecht als das Herz Andalusiens. Nur hier kreuzen sich zentral aus allen vier Himmelsrichtungen und seit ewigen Zeiten die bedeutendsten Verkehrswege Andalusiens. Denn Antequera liegt nahezu mittig zwischen den damals wie heute größten und wichtigsten Städten und Regionen Andalusiens, zwischen Córdoba im Norden und Málaga (und dem Mittelmeer) im Süden, zwischen Granada im Osten und Sevilla (und dem Atlantik) im Westen. Waren es seinerzeit römische und arabische Wege und Festungen, die strategisch günstig und bedeutend lagen, so sind es heute moderne Verkehrstrassen (Autobahnen und Eisenbahnstrecken) und Umschlagplätze (Gewerbegebiete und Logistikzentren) – mit der oben erwähnten anachronistischen Szenerie.
Aus der zentralen strategischen Lage und Bedeutung Antequeras im Herzen Andalusiens ergab sich auch ihre damalige militärische und somit politische Bedeutung für ganz Andalusien. Aus heutiger historischer Sicht war Antequera nach Navas de Tolosa (bei Jaén) Schauplatz eines weiteren Schlüsselereignisses in der Auseinandersetzung um die christliche bzw. die muslimische Herrschaft auf der iberischen Halbinsel, die schließlich mit der kampflosen Übergabe Granadas 1492 ihr Ende zugunsten der christlichen Könige (Los Reyes Católicos) fand.
Antequera besaß entsprechend ihrer strategischen Bedeutung eine mächtige und mehrfach verstärkte Festungsanlage (Alcazaba), von der aus sich die Stadt und das umliegende Gebiet – eben das Herz Andalusiens – wirkungsvoll kontrollieren ließen. Gut zwei Jahrhunderte lang scheiterten alle christlichen Eroberungsversuche und war Antequera mit ihrer Festung ein unüberwindbares Hindernis für das weitere Vordringen des christlichen Herrschaftsbereiches.
Im Jahr 1410, und damit fast genau 200 Jahre nach der für das Kalifat der Almohaden in Al-Andalus verheerenden Schlacht bei Navas de Tolosa, die den christlichen Reichen Spaniens den Zugang zum Kerngebiet von Al-Andalus (dem heutigen Andalusien) sicherte, gelang dem Heer unter Ferdinand I. von Aragón die Eroberung Antequeras. Die Dimension dieses Ereignisses ist kaum zu überschätzen. Denn in der Beseitigung dieses bedeutenden Hindernisses auf dem Weg nach Granada lag gleichsam der Schlüssel für den Fall des dortigen Nasriden-Reiches nur 82 Jahre später – und damit für das Ende der fast 800-jährigen arabisch-maurischen Herrschaft bzw. für den endgültigen Sieg der christlichen über die muslimische Herrschaft in Spanien.
An der heutigen Plaza del Carmen, dem Ort des – buchstäblich – entscheidenden Durchbruchs durch die einzige Schwachstelle der bis dahin unbezwingbaren Festungsanlage Antequeras, steht heute ein Denkmal für die maurischen Bewohner der Stadt, die nach der Eroberung nach Granada flüchteten (trotz der insbesondere touristischen und damit wirtschaftlichen Bedeutung des Kulturerbes von Al-Andalus sind solche eigens dafür errichtete Denkmäler eher selten).
Die Dimension des Ereignisses der Eroberung Antequeras ist jenseits der nach wie vor imposanten Alcazaba im historischen Teil der Stadt nahezu allgegenwärtig. Schließlich setzten sich die nunmehr herrschenden christlichen und weltlichen Autoritäten recht augenfällig zahlreiche Denkmäler. Antequera ist nicht ohne Grund berühmt für ihre (selbst für andalusische Verhältnisse) vielen Kirchenbauten und für ihre vielen Adelspaläste (später auch Bürgerpaläste) aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, der Epoche der Renaissance und des Barock in Spanien. Der bedeutendste Kirchenbau Antequeras, die Real Colegiata de Santa María la Mayor, wurde zwischen 1514 und 1550 im Stile der Renaissance (mit gotischen Elementen) errichtet, prominent und entsprechend symbolträchtig unmittelbar neben der Alcazaba.
Die zentrale Lage Antequeras im Herzen Andalusiens spielte auch in der jüngeren Geschichte eine Rolle, nicht nur wie bereits erwähnt als wirtschaftlicher Standort, sondern auch als politischer Schauplatz. Im Zuge der europaweiten Bewegungen des Nationalismus im 19. Jahrhundert galt Antequera mit seiner (im doppelten Sinne) vermittelnden Lage zwischen den historischen und politischen Schwergewichten Andalusiens, sowie zwischen dem östlichen und dem westlichen Andalusien, als der geeignete und zentrale Ort, auf den sich alle zur Begründung einer nationalen andalusischen Identität verständigen können sollten. Zumindest wurde 1883 in Antequera eine verfassungsgebende Versammlung einberufen und eine andalusische Verfassung verabschiedet (die sog. Verfassung von Antequera, La Constitución de Antequera), die Andalusien als Staat innerhalb eines föderalen spanischen Staates begründen sollte. Fast ein Jahrhundert später, 1978 und unmittelbar nach dem Ende der Franco-Diktatur, stand Antequera erneut im Mittelpunkt der politischen Bewegungen in Andalusien. Zum einen schlossen die politischen Parteien Andalusiens in Antequera einen Pakt (El Pacto de Antequera), um auf dem schnellsten Wege für Andalusien den Status als Comunidad Autónoma (entspricht etwa einem deutschen Bundesland) zu erlangen. Zum anderen wurde Antequera als Hauptstadt dieses autonomen Andalusiens vorgeschlagen (auch wenn die Hauptstadt Andalusiens schließlich doch Sevilla wurde).
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Nachfolgend einige Kontakt-Informationen:
Besucherzentrum Conjunto Arqueológico Dólmenes de Antequera
Webseite
Alcazaba und Real Colegiata de Santa María
Webseite (EN)
Turismusbüro Antequera
Webseite
Hotel und Restaurant Castilla
C/ Infante Don Fernando, 40 , 29200 Antequera
+34 952 84 30 90
Webseite (EN)
Restaurant Venta de Alfarnate
Antigua Ctra. Málaga-Granada Km.513 S/N, CP 29194
+34 952 75 92 88
Webseite (ES)
Mr. Henderson´s Railway
Es ist schon einige Zeit her, dass ich zum ersten Mal von der Bahnlinie hörte, welche die schönsten Andalusiens sein soll: die Bahnlinie von Algeciras nach Ronda, mitten durch die Serranía de Ronda. Sie ist auch bekannt unter dem Namen Mr. Henderson´s Railway. Vordenker dieser Bahnstrecke war der britische Ingenieur John Morrison, der mit Unterstützung des wohlhabenden Finanziers Sir Alexander Henderson das Projekt Ende des 19. Jahrhunderts realisiert hatte.
Zu dieser Zeit (Mitte/Ende 19. Jahrhundert) waren das andalusische Hinterland und speziell Ronda – vor allem bei den sogenannten Romantischen Reisenden – ein angesagtes Reiseziel. Allerdings konnte man seinerzeit die Region nur per Kutsche bereisen. Dies war nicht ganz ungefährlich, da die Bandoleros in der Serranía de Ronda ihr Unwesen trieben und kaum einen Reisenden unbehelligt seines Weges ziehen ließen.
Damit nun die in Gibraltar stationierten Garnisionsoffiziere samt Familien keinen „Inselkoller“ bekamen, musste eine Lösung her. Und so entstand die Idee, eine Bahnlinie zu bauen, die von Algeciras über Ronda nach Bobadilla führt, wo Sie an die Linie nach Córdoba und Madrid und somit an das restliche Europa anschließt. Und um das Ganze touristisch noch attraktiver zu machen, hat man sowohl in Algeciras (Hotel Reina Cristina) als auch in Ronda (Hotel Reina Victoria) entsprechende Hotels gebaut.
Durch die Dörfer der Serranía de Ronda
So habe ich mich also kürzlich aufgemacht, diese Strecke zu erkunden. Die historische Strecke ist noch die selbe, nur die Züge sind heute moderne, klimatisierte Mittel- und Langstreckenzüge. Eingestiegen bin ich nicht in Algeciras, sondern in San Roque – La Línea Estación, zwei Stationen weiter Richtung Ronda. Einmal, weil ich vermutete, dass das erste Teilstück der Strecke eher unattraktiv sei, aber noch wichtiger, weil ich bequem und kostenlos parken wollte, was dort direkt vor dem Bahnhof geht. Mit dem Mittelstrecken-Zug dauert die Fahrt von San Roque-La Línea nach Ronda etwas über 1,5 Std.
Ich habe den Zug um 12:00 Uhr genommen und bin direkt mit dem nächsten wieder zurück gefahren. Der Aufenthalt hat genau für ein Mittagessen in Ronda gereicht. Wer sich die Stadt anschauen möchte, hat genügend Zeit, wenn er/sie den Zug zurück um 18:58 oder um 19:49 Uhr nimmt.
Kurz nach San Roque-La Línea kommt Almoraima und weiter geht es nach Jimena Estación. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf das historische Städtchen Jimena de la Frontera, welches inmitten des Naturparks Los Alcornocales (Korkeichenwälder) liegt.
Von Jimena geht es weiter nach San Pablo de Buceite. Direkt am Bahnhof befindet sich das durchaus empfehlenswerte Restaurant „La Estación“, in dem man gute lokale Gerichte serviert.
Weiter führt uns die Fahrt durch das Tal des Río Guadiaro nach El Colmenar mit der „Estación de Gaucín“. Das weiße Dorf Gaucín selbst liegt auf dem Bergrücken der Sierra del Hacho und wird auch „Balcón de la Serranía“ genannt. Von El Colmenar aus gibt es einen interessanten Wanderweg nach Cortes de la Frontera, nächste Station unserer Strecke, entlang der Geierschlucht Cañon de las Buitreras (ich werde berichten, sowie ich die Wanderung gemacht habe).
Kurze Zeit später machen wir dann Halt an der blumengeschmückten Station von Jimera de Líbar. Von hier aus startet ein 9 Kilometer langer Wanderweg nach Benaoján, unserer nächsten Station.
Benaoján ist wohl das berühmteste Städtchen auf dieser Bahnlinie, bekannt für seine exzellenten Wurst- und Schinkenprodukte. Hier findet man gute Hotels und Restaurants. Unweit von Benaoján liegt das Dorf Montejaque in der Sierra de Grazalema. Ebenfalls sehenswert ist die Cueva del Gato (Katzenhöhle) bei Benaoján.
Unser letzter Halt vor Ronda ist Arriate. Die originale Bahnstation aus der Zeit der Gründung beherbergt heute das Restaurant „El Muelle de Arriate„, bekannt für seine exzellente regionale Küche. Kurze Zeit später läuft unser Zug auch schon in Ronda ein.
Mein Fazit
Wir schreiben den 18. August (Tag meiner Reise), also Hochsommer, und von daher gibt es sicherlich Jahreszeiten, in denen die Natur spektakulärer aussieht. Aber mir hat der Ausflug sehr gut gefallen. Im Nachhinein habe ich mich nur geärgert, dass ich nicht an jeder Station kurz ausgestiegen bin, um zu fotografieren. Aber die Bahnfahrt hat mich überzeugt und wir werden sie in unser Ausflugsprogramm mit aufnehmen.
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Hier also die angekündigte Fortsetzung der Geschichte aus meinem letzten Artikel über Castellar de la Frontera und sein Castillo de Castellar. Denn neulich war ich in der Gegend unterwegs. Von der Küste aus hinauf zum Hausberg Esteponas, dem Pico Reales, und die Rückseite hinunter ins Künstlerdorf Genalguacil, so die Idee. Es blies jedoch recht stürmisch und kontinuierlich vom Meer landeinwärts. Bei sonst sonnigem Himmel bildeten sich am Gipfel des Pico Reales in fast 1.500 m Höhe permanent und im fliegenden Wechsel Wolken. Der Berg trug also Sturmfrisur. Ich ließ ihn daher links (bzw. rechts) liegen. Und beschloss stattdessen beim ums Eck liegenden Castellar in der Provinz Cádiz vorbeizuschauen. Schließlich gab’s da ja noch etwas zu erzählen.
Selbstverständlich war ich seit dem letzten Bericht schon einige Male wieder dort gewesen. Nur hatte ich jedesmal anderes im Sinn, und war immer nur ‚auf einen kurzen Sprung‘ dort. Diesmal also mit der nötigen Zeit, und wieder zum ‚Mitschreiben‘.
Was also gibt es Neues im alten Castillo de Castellar? Nichts! Alles wie gehabt – und aus dem Bilderbuch. Die letzten Kilometer dorthin durch den Naturpark Los Alcornocales, verwunschen. Die mittelalterliche Burgfeste samt Gäßchen, pittoresk. Das Panorama, ohne Worte. Der altrömische Wanderpfad zur Venta am Fluß, wildromantisch wie eh und je. Friedlich dösende Katzen im Geäst, auch das!
Das war’s? Alles schon gesehen, und bereits als sehenswürdigst befunden und beschrieben. Zu erzählen gibt’s also nur, dass es nichts neues zu erzählen gibt?
Fast. Wie war das mit den Plänen für die Burg? Für einen Parador ebendort? Und mit den Plänen für die Konkursmasse aus dem seinerzeitig gigantischen Wirtschafts- und Politkrimi, der gigantischen Finca La Almoraima? Für die es keine bzw. viele Pläne gab?
2009 hatte sich hier wie dort etwas getan, und aufgetan, nämlich jeweils ein Hotel. Und jeweils nach entsprechend verschlungenen Klärungen der Kompetenzen und Eigentumsrechte zwischen den beteiligten staatlichen Ebenen: die Provinz Cádiz, die Autonome Region Andalusien und das Königreich Spanien.
Kurzum: Die Provinz Cádiz selbst betreibt mittlerweile zusätzlich zu den schon vorhandenen Casas Rurales auch ein Hotel direkt in der Burg. Der spanische Staat kam hier also mit seiner Parador-Hotelkette nicht zum Zuge. Statt eines weiteren Aushängeschildes ganz Spaniens in Form eines neuen Paradores, nun also ’nur‘ ein weiteres Aushängeschild der Provinz Cádiz und ihrer eigenen Hotelkette TUGASA – und entsprechend eine ‚Nummer kleiner‘, doch immerhin gleichsam als ‚paradorwürdig‘ geadelt.
Paradorwürdig ist auch die Lage und Anlage des Hotels La Almoraima. Mehr als das. Schließlich bieten sich hier tatsächlich dem spanischen Staat alle Möglichkeiten, und damit theoretisch auch seiner Parador-Kette. Denn als Teil der Konkursmasse im Zuge der damaligen Verstaatlichung des bankrottgegangenen Konglomerats RUMASA ist seitdem weiterhin der spanische Staat Eigentümer des riesigen Anwesens Finca La Almoraima. Alle Pläne der Regionalregierung Andalusiens, zumindest mit von der Partie bei diesem Prachtgrundstück und seiner Nutzung zu sein, liefen ins Leere.
Das Hotel La Almoraima selbst befindet sich in einer restaurierten ehemaligen Klosteranlage aus dem 17. Jahrhundert, ist entsprechend exklusiv und wird vielleicht doch noch eines Tages – ein Parador. Ich werde berichten.
Auf dem Weg zurück war übrigens die dichte Wolkenfahne rund um den Gipfel des Pico Reales verschwunden. Also kurzentschlossen abgebogen und dem Gipfel entgegen. Der Wind blies weiterhin, und weiterhin landeinwärts. Die Sturmfrisur war also nur kurzzeitg weggeblasen und legte sich während meiner Fahrt nach oben wieder neu und dauerhaft um den Gipfel. Was soll’s. Weiter hinauf, und statt des spektakulären Aus- und Überblicks aus gut 1.5 km Höhe (wie aus einem Flieger beim gemächlichen Sinkflug) dann wenigstens das sausende Wolkenspektakel aus nächster und nebliger Nähe.
Und, sieh an, auch dort, soweit ich tatsächlich sehen konnte, auch alles (fast) wie immer: Beeindruckende einzigartige Natur und Berglandschaft, einige wenige Picknick-Ausflügler an den Tischen im Freien und in der Berghütte (ein Teil der Hütte wird jetzt sporadisch als Bar/Restaurant betrieben), vereinzelte Wanderer auf den Gipfelpfaden, eine Familie iberischer Steinböcke beim gemütlichen Äsen zwischen den Bäumen und Felsen und Wolken (daher kein Foto)…
Also, auf ein Neues, demnächst, ohne Wolken.
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Nachfolgend die Adressen und Rufnummern der erwähnten beiden Hotels und der Venta am Fluss (Bar/Restaurant mit Wildspezialitäten):
TUGASA Hotel Castillo de Castellar
Calle del Rosario, 3
11350 Castellar de la Frontera
+34 956 69 31 50
Webseite
Hotel La Almoraima
Carretera Algeciras-Ronda, s/n
11350 Castellar de la Frontera
+34 956 69 30 02
Webseite
Restaurant Venta La Jarandilla
Acceso al Castillo de Castellar
+34 956 64 70 30
Es ist weit entfernt vom hektischen Tempo des Stadtlebens, und die perfekte Kulisse für ein einzigartiges Barockmusikfestival. Jedes Jahr im August treffen sich einige der größten Namen der klassischen Musik-Szene in Zahara de los Atunes, im Herzen des kleinen Küstendorfes, berühmt für seinen Blauflossen-Thunfisch, um dort für drei Nächte Barockkonzerte zu geben. Das Festival gehört mittlerweile zum Kulturkalender wie das Thunfisch-Tapas-Festival im Mai und ist ein Favorit bei Einheimischen sowie Besuchern, die das erschwingliche Weltklassekonzert in der intimen Kirche sehr schätzen.
Es ist wahrscheinlicher David Juritzs Aufführung von Vivaldis Vier Jahreszeiten in der Londoner Royal Albert Hall oder in einem der anderen zahlreichen großen Konzertsäle Europas zu erleben. Der international gefeierte Geiger, geboren in Südafrika, ist einer der besten Musiker der Welt. Doch in den letzten drei Jahren hat er seine Violine mit nach Zahara genommen, zum Rande Europas, wo er große internationale Auditorien gegen kleine und exklusive Konzerte getauscht hat. Dieses Jahr ist er wieder mit dabei!
Festival-Direktor Matt Coman ist seit 15 Jahren nicht nur das führende Licht der klassischen Musik-Szene der Provinz Cadiz, sondern auch der Gründer dieses Festivals das seit 2012 stattfindet.
Aber wie hat alles angefangen?
„Reiner ‚Glücksfall’“ sagt Matt. Anfang 2000 verliebte sich der Engländer in Spanien, bereiste das Land, immer Ausschau haltend nach neuen atemberaubenden Locations und Möglichkeiten ein neues Publikum anzusprechen. An einem Samstagabend, nach einem Tag am Strand mit seiner Familie, entdeckte Matt die historische Kirche der Nuestra Senora del Carmen in Zahara de los Atunes. Er erkannte sofort das Potenzial dieses einzigartigen Orts und setzte sich bald mit Pfarrer Antolin in Kontakt. Die beiden verstanden sich sofort sehr gut, da sich herausstellte, dass Antolin in Madrid Musik und Komposition studiert hatte, bevor er Priester wurde. Antolin hat eine große Rolle in der Entwicklung des Festivals gespielt. „Barock hat eine bedeutende Rolle in der Geschichte Spaniens und seine Einflüsse sind in den umliegenden Städten und Dörfern immer noch zu finden“, sagt Matt. „Der Schwerpunkt Barock des Festivals ist also eine perfekte Ergänzung zur Architektur und reichen Kultur der Stadt. Und Zaharas schöne Kirche hat eine ganz besondere Akustik die Musiker und Publikum inspiriert.“ Künstler werden von dieser Performance-Arena magisch angezogen, und total unterschiedliche Menschen bekommen die Chance deren Musik in einer spektakulären Umgebung zu genießen. In diesem Sommer wird das Publikum richtig verwöhnt, mit Auszügen aus den beliebten Vier Jahreszeiten von Vivaldi und dem Pachelbel’s Canon von Bach, die „Götter“ der klassischen Musik, die für ihre hohe Energie und Extravaganz bekannt sind. Und Händels Arien, sanft und lyrisch, verschönert mit Gesang vom preisgekrönten internationalen Sopran Rowan Pierce. „In diesem 400 Jubiläumsjahr geht unser Tribut an Cervantes mit Telemanns Don Quixote Suite“, so Matt. „Wir wollen, dass jedes Konzert seine eigene Identität und Stimmung hat. Die Kirche wird jedes Jahr von Hunderten von Kerzen beleuchtet, das Publikum findet es beeindruckend“.
Matt hat entdeckt, dass klassische Musik perfekt zu dieser ruhigen Ecke von Spanien passt, wo sich das Leben in einem langsameren Tempo bewegt. „Zahara ist ein ganz romantischer und geheimnisvoller Ort“, sagt er. Kein Wunder, dass das Festival schnell zum Klassiker geworden ist. The Soloists of London spielen um 21.45 Uhr am 10., 11., 12. August in der Kirche in Zahara de los Atunes. Weitere Informationen unter www.soloistsoflondon.com. Aufgrund der großen Nachfrage gibt es weitere Konzerte um 21.30 Uhr am 8. & 9. August in Nuestra Senora de Europa, Novo Sancti Petri, Chiclana. Vorverkauf an der Kirche. Für mehr info Matt Coman +34 617 276 161.
CASTELLAR DE LA FRONTERA – ml | Vor mehr als 30 Jahren war es soweit. Der Fluss Guadaranque hatte endlich seinen Stausee und verschlang alsbald die Acker- und Weideflächen und so die Lebensgrundlage der Einwohner von Castellar de la Frontera, einem malerischen Berg- und Festungsdorf rund zehn Kilometer nördlich der Bucht von Algeciras. Der spanische Staat sorgte für Ausgleich und stellte weiter unten im Tal neues Land nebst neuem und modernerem Dorf zur Verfügung: Nuevo Castellar.
Und dem „alten“ Castillo de Castellar wurde ein weiteres Kapitel seiner langen Biographie hinzugefügt: Nach vermutlich bronzezeitlichen Siedlern und antiken Römern, mittelalterlich kämpfenden Mauren und Christen und schließlich herrschaftlich residierendem Landadel, schrieben nun die Großen der spanischen Wirtschaft und Politik das Drehbuch zu einem Krimi der Extraklasse.
Er endete 1983 mit der Verstaatlichung und Zerschlagung des Wirtschaftsgiganten RUMASA, damals Eigentümer der hiesigen und riesigen Ländereien. Die hochfliegenden Pläne des Firmenchefs Ruíz Mateos machte sich flugs der spanische Staat zu eigen und wollte das seit 1963 denkmalgeschützte Castillo in eine Nobelherberge, einen Parador, verwandeln.
Doch daraus wurde erstmal nichts. In irgendeiner Schublade hatte ein Dokument überlebt, das die vormaligen Bewohner zu den rechtmäßigen Eigentümern ihres Dorfes erklärte. Diese überließen allerdings ihr altes Gemäuer bereitwillig Lebenskünstlern aus aller Welt, die daraus in liebevoller Kleinarbeit ein heute blumenumranktes Labyrinth bezaubernder und einmaliger andalusischer Dörflichkeit schufen.
Aber auch der Weg macht den Ausflug nach Castellar zu einem lohnenswerten Ziel. Die N-340 von Estepona aus kommend empfängt einen die Provinz Cádiz wohltuend „baukranarm“ und bietet noch eine besondere Überraschung: Einen echten Fahrradweg, entlang der gesamten Strecke nach Nuevo Castellar. Anmutig schlängelt sich diese Landstraße 14 Kilometer durch Wiesen, Wald und Zitrushaine und hält beeindruckende Panoramen bereit: Vom Meer und dem Hausberg Marbellas über den knapp 1.500 Meter hohen Pico Reales bei Estepona bis nach Gaucín, malerisch in die Serranía de Ronda gebettet, reichen die Blicke. Und wenn sich dann noch eine Herde erdbrauner Rinder dekorativ dem Widerkäuen hingibt, könnte man glatt glauben eine allgäuer Voralpenlandschaft zu bestaunen.
Tiere begrüßen die Ausflügler auch in Nuevo Castellar. Nicht nur im Zoo am Ortseingang, sondern auch mitten im hübsch und geschickt angelegten und sehr gepflegten Dorf selbst. Dort begegnet man andalusisch gelassenen Caballeros und klappern Weißstörche vom modern in den Himmel ragenden Kirchturm. Rund um die Plaza Andalucía lassen sich spanisches Familientreiben in den Bars und Restaurants und der Ausblick auf das in 248 Meter Höhe thronende Castillo de Castellar genießen.
Folgt man der Ausschilderung, so erreicht man den acht Kilometer langen Abzweig zur Bergfeste aus dem 13. Jahrhundert. Auf diesem befindet man sich nebenher noch inmitten von zwei weiteren landschaftlichen Superlativen Europas: Dem größten Eichenwald, den Naturpark Alcornocales – gleichzeitig die grüne Lunge der Region –, und dem mit 16.000 Hektar größten Latifundium, der Finca Almoraima. Dieses riesige staatliche Gut beherbergt neben einem Vogelschutzgebiet (auch Störche) und einer Vielzahl von Klein- und Großwild auch das gleichnamige Kloster aus dem 17. Jahrhundert (ausgeschildert und zwischenzeitlich ein Hotel).
Durch eine verwunschene und bizarre Landschaft führt die Straße kurvenreich an einer im Flusstal gelegenen Venta (botanischer Garten hinter der Brücke) und am Stausee vorbei hinauf zur maurischen Festungsanlage. Von dem kurz unterhalb liegenden Mirador aus erstreckt sich eine bis nach Gibraltar reichende atemberaubende Kulisse und ein 2,5 Kilometer langer wildromantischer Wanderweg hinab zur Venta am Fluss, und die ein oder andere friedliche „Burg-Belagerung“ durch entspannt feiernde und musizierende Jung- und Althippies.
Friedlich, weil zu Fuß, geht es dann auch im Innern des pittoresken Burgdorfes zu. Die monumentale Festungsanlage mit ihren blühenden Bilderbuchgassen bietet immer wieder imposante Aus- und Einblicke: Etwa von dem Balkon der Liebenden aus hoch über den sanft ruhenden Stausee oder kunstinteressiert in eines der versteckten Ateliers. Und wer besonders bedächtig durch die Pflanzenpracht dieses Kleinods wandelt, wird auch heute noch unmittelbar neben sich im Geäst unbeeindruckt schlummernde Katzen entdecken können.
Neben Künstlern und Zivilisationsmüden hat auch die Provinz Cádiz einige der Häuschen hergerichtet und vermietet sie an Liebhaber des sanften Tourismus. Pläne für den Parador bestehen weiterhin. Aber das ist dann wieder ein neues Kapitel.
Dieser Artikel erschien original im Dezember 2006 in der Printausgabe der Costa del Sol Nachrichten. Und er erscheint hier erneut, da er nach wie vor aktuell ist – hinsichtlich der Schönheit und Außergewöhnlichkeit Castellars bzw. des Castillo de Castellar. Und, ganz so, wie der Artikel endet – Fortsetzung folgt, in Kürze hier.
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Andalusien – Marokko
Chefchaouen, Marokko, … gehört das überhaupt auf einen Blog über Andalusien? Ich denke schon und zwar aus zwei Gründen: Erstens liegt Marokko in Sichtweite der andalusischen Mittelmeer- und Atlantikküste und viele Andalusienurlauber überlegen, ob sie nicht einfach mal für ein bis zwei Tage ‚rübermachen‘ sollen. Und zweitens hat der Norden Marokkos sehr viel Gemeinsames mit Andalusien: ähnliche Vegetation, ähnliche Architektur, gemeinsame Sprache und vieles mehr. Ein Paradebeispiel für diese Gemeinsamkeiten ist Chefchaouen.
Chefchauen, die andalusische Stadt Marokkos
Chefchauen, Chef Chaouen, Chaouen, Xauen, Chichauen, unter all diesen Namen kennt man die blaue Stadt in den Ausläufern des Rif-Gebirges. Flankiert von zwei Hörnern (zwei Berggipfel) liegt Chauen eingebettet in einem grünen Tal. Mittelalterlich in ihrer Architektur, andalusisch die Gesichtszüge ihrer Bewohner und heilig in der Vergangenheit, so präsentiert sich die unglaublich sympathische und fotogene Stadt. Man kann sagen, in Chaouen vermischt sich arabische Tradition mit andalusischem Flair.
Chaouen liegt auf ungefähr 600 m.ü.M., und als ich kürzlich Ende Februar dort war, war es noch recht kühl. Obwohl es ständig geregnet hatte, kam doch auch immer wieder die Sonne durch und ich konnte einige schöne Aufnahmen machen. Durch die Gassen der Altstadt schlendernd, komme ich immer wieder an Souvenier-, Haushalts- und anderen durchaus interessanten Läden vorbei.
Die Kasbah von Chefchaouen
Die meisten Teestuben und Restaurants findet man am Place Outa el Hammam, im unteren Teil der Altstadt. Hier befindet sich auch die Kasbah, eine alte Festung aus dem 17. Jahrhundert. In dem großen Turm der Festung befinden sich die Gefängniszellen, die noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Betrieb waren. Heute beherbergt die Kasbah ein ethnografisches Museum mit einer beachtlichen Sammlung an populärer Kunst, alte Waffen, Teppichen und Fotos. Der Eintritt kostet 10 Dirham, was ca. 1 Euro entspricht. Dienstags ist das Museum geschlossen.
Ras El Ma und die Spanische Moschee
Verlässt man die Altstadt Richtung Nord-Osten, gelangt man zu den öffentlichen Waschplätzen und zum Ras El Ma (Ras = Kopf, Ma = Wasser), dem Ort, an dem das Wasser in die Stadt gelangt. Hier stehen oft Berber-Frauen, die irgendwelche handgearbeiteten Gegenstände feilbieten. Ein durchaus lohnender Spaziergang dorthin. Da ich die Stadt auch noch von oben fotografieren wollte, bin ich noch zur Spanischen Moschee hinauf gegangen. Wenn man von der Stadt Richtung Ras El Ma läuft, führt am Berghang nach rechts ein Pfad hinauf zur Moschee.
Die Anreise und Praktische Tipps
Um nach Chaouen zu gelangen, setzt man am Besten mit der Fähre von Tarifa nach Tanger Stadt über. Die Überfahrt dauert eine Stunde. Von dort geht es mit dem Bus oder Taxi (ca. 50.- €) erst in Richtung Tétouan und dann hinauf in die Berge nach Chefchaouen.
Geld kann man entweder in Wechselstuben tauschen oder direkt am Geldautomaten ziehen, ich bevorzuge Zweiteres. Man kann aber meist auch in Euro bezahlen. Die Marokkaner (hauptsächlich die jüngeren) sind sehr sprachbegabt und man kann sich immer irgendwie verständigen. In Chaouen sprechen die Leute fast alle Spansich oder Französich oder beides, und viele auch Englisch.
Als Übernachtungsmöglichkeit kann ich das Hotel Parador oder auch das Riad Assilah Chaouen empfehlen. Beide liegen in der Altstadt in der Nähe des Platzes Outa el Hammam.
Mein Fazit
Wenn Ihr in Andalusien seid, und mal kurz nach Marokko rüber schauen möchtet, so könnt Ihr durchaus einen Tagesausflug nach Tanger unternehmen. Was ich davon halte, habe ich ja bereits in diesem Beitrag geschrieben. Ich rate Euch, nehmt Euch zwei Tage Zeit und besucht Chefchaouen. Die Stadt ist wunderschön, ihre Bewohner sehr angenehm und gastfreundlich und Ihr seid dort gut aufgehoben.
Wenn Ihr Fragen oder Anmerkungen habt, freue ich mich über einen Kommentar von Euch.
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